Anwendungsnah und flexibel: Forschung und Entwicklung an der FH Campus Wien

„Ich sehe es als unsere Aufgabe, unsere F&E-Aktivitäten in den Dienst der Krisenbewältigung zu stellen und zu helfen, so gut es uns im Moment möglich ist. Unsere Forschung und Entwicklung war immer schon anwendungsnah – ein großer Vorteil, wie sich jetzt zeigt. Und wir sind in der Lage, unser System rasch auf geänderte Gegebenheiten umzustellen“, erläutert Heimo Sandtner, Vizerektor für Forschung und Entwicklung. „Als Mitglied der Hochschulleitung freut es mich in Zeiten wie diesen einmal mehr, mit so engagierten und lösungsorientierten Teams zu arbeiten“, so Sandtner über das exzellente Teamwork auch im Distanzbetrieb. Viele der eingesetzten Technologien und Maschinen müssen etwa aus dem Homeoffice gestartet und überwacht werden. Die FH Campus Wien befindet sich seit Mitte März im Distanz- bzw. Remotebetrieb.

Rechnerleistung zur Erforschung von SARS-CoV

Aktuell wird die Rechnerleistung vieler Workstations und PC an den Standorten der FH Campus Wien nicht benötigt. Ein Team des Departments Technik stellt diese Rechnerleistung deshalb folding@home, dem größten Volunteer-Computing-Projekt der Welt, zur Verfügung. Simuliert wird dabei die Proteinfaltung, um Krankheiten sowie neue Wirkmechanismen für Medikamente erforschen zu können.

Täglich Faceshields aus dem 3D-Drucker

Der Fachbereich Angewandte Elektronik stellt für die Produktion von Faceshields seine für die Prototypenfertigung angeschafften 3D-Drucker und das Rohmaterial Filament zur Verfügung. Derzeit sind sechs Drucker im Einsatz, 40 kg Filament wurden bereits verarbeitet. Die bisher produzierten Faceshields – mittlerweile mehr als 1.000 Stück – gingen an die MakersVsVirus-Hubs in Wien, Niederösterreich und Kärnten. Damit können sich Pfleger*innen, Ärzt*innen und Mitarbeiter*innen von Rettungsdiensten kostengünstig vor Ansteckung mit dem SARS-CoV-2 Virus schützen.

Selektives Lasersintern für heikle Einsätze

Etwas anders angelegt ist das Verfahren des Studiengangs High Tech Manufacturing: Die SLS-Anlage am Standort High Tech Campus Vienna ist derzeit auf die Produktion von Rahmen für Faceshields ausgerichtet. Mittels Selektivem Lasersintern (SLS), einem additiven Fertigungsverfahren, produzieren die Expert*innen Rahmen, die mit Heißdampf desinfiziert werden können und sich daher für den Einsatz in hochinfektiösen Umgebungen eignen. Die Rahmen sind ebenfalls für den Wiener Hub von MakersVsVirus bestimmt. Darüber hinaus können die Maschinen für die Produktion sämtlicher Ersatzteile im medizinischen Bereich herangezogen werden.

Infrastruktur und Open Source Engineering Lösungen für den Fall der Fälle

Der Fachbereich High Tech Manufacturing ist Mitglied im Netzwerk „Additive Manufacturing Austria“. Sollte es in Österreich zu Engpässen bei Beatmungsgeräten in Krankenhäusern kommen, können die Hot Lithography und SLS-Anlagen der Studiengänge im Rahmen des Netzwerks für die Produktion von heißdampfsterilisierbaren Fittings, Adaptoren und Venturi-Mischdüsen für die CPAP-Beatmung eingesetzt werden. Auch die Lehrveranstaltung „Konstruktionsübungen“ im Bachelorstudiengang High Tech Manufacturing wurde an die aktuelle Situation angepasst. Hier entwickeln nun Studierende Beatmungsgeräte, die möglichst einfach und kostengünstig aufgebaut werden können. Die Ergebnisse werden der Community kostenlos zur Weiterverwendung zur Verfügung gestellt.

Beatmungsgeräte aus dem High Tech-OP

Darüber hinaus verfügt die FH Campus Wien mit dem OP Innovation Center über einen High Tech-Operationssaal mit Intensivstation für Lehre und Forschung in den Departments Technik, Angewandte Pflegewissenschaft und Gesundheitswissenschaften. Zur Ausstattung zählen auch drei Beatmungsgeräte, die im Ernstfall ebenfalls dem Gesundheitssystem überlassen werden können.

Interdisziplinarität, Erfahrung und Know-how – gefragt in Krisenzeiten

„Wir bringen über 20 Jahre Erfahrung in der akademischen, ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung mit und wir arbeiten und denken lösungsorientiert und interdisziplinär. Das schärft den Blick und eröffnet Spielräume für viele weitere Bereiche und Anwendungen, für die unser Know-how nützlich ist, und die wir gerne zur Verfügung stellen. Damit möchten wir auch einen Beitrag leisten, um diese Krise gemeinsam zu meistern“, so Andreas Posch, Leiter des Departments Technik abschließend.