Während englische Wörter wie harmony, lullaby oder melody für viele Ohren weich und schön klingen, wirken drudge, blunt oder moist eher hart und unschön. Schon lange wird darüber spekuliert, warum manche Wörter als angenehm, andere hingegen als unangenehm empfunden werden. Bisher war jedoch unklar, ob wir den Klang selbst schön finden, oder ob unsere Wahrnehmung von Schönheit vor allem von der Bedeutung der Wörter geprägt ist.
Eine aktuelle Studie unter der Leitung der Anglistin Theresa Matzinger ging dieser Frage mit einem neuen Ansatz nach: Die Forschenden testeten künstliche Pseudo-Wörter ohne Bedeutung (z. B. clisious, smanious, drikious) auf ihre Klangschönheit. So konnte erstmals gezielt untersucht werden, wie allein die Laute, unabhängig von der Bedeutung, unsere Wahrnehmung beeinflussen. Zusätzlich prüften die Wissenschafter*innen, ob sich die Schönheit der Laute auch auf die Lernbarkeit von Wörtern auswirkt.
Wohlklang beeinflusst, was wir uns merken
100 englischsprachige Teilnehmer*innen hörten und sahen verschiedene Pseudo-Wörter, die, basierend auf früheren anekdotischen Beschreibungen, gezielt als „schön“, „neutral“ oder „nicht schön“ gestaltet worden waren. Zunächst sollten sie die Wörter lernen und sich merken, später sollten sie diese wiedergeben. Abschließend bewerteten sie, wie schön sie die Wörter fanden.
„Wir fanden heraus, dass jene Wörter, die sich die Teilnehmenden am besten merkten, von ihnen auch als am schönsten wahrgenommen wurden – allerdings waren das nicht immer jene Wörter, die wir Forscher*innen ursprünglich als besonders schön designt hatten“, erklärt Theresa Matzinger. Frühere Studien zur Wortschönheit wurden vermutlich stark durch die Wortbedeutung beeinflusst, die die klangliche Ästhetik überlagert hat.
Die Ergebnisse deuten auf einen engen Zusammenhang zwischen klanglicher Schönheit und Merkbarkeit hin. „Ob wir uns Dinge besser merken, weil wir sie schön finden oder sie schön finden, weil wir sie uns besser merken können, bleibt jedoch noch offen“, so die Anglistin. Denkbar ist auch, dass bestimmte Lautkombinationen vertrauter sind, weil sie in der Muttersprache häufiger vorkommen, und man diese daher sowohl schöner findet als sich auch leichter an sie erinnert – ähnlich wie bei vertrauten Melodien in der Musik.
Implikationen fürs Sprachenlernen, für Werbung und für Sprachwandel
Die Studie liefert neue Einblicke in die ästhetische Wahrnehmung und Lernbarkeit von Sprache. Diese Zusammenhänge könnten Auswirkungen auf das (Fremd-)Sprachenlernen, auf Marketingstrategien und sogar auf den Sprachwandel über Generationen hinweg haben. „Vielleicht bleiben bestimmte Lautmuster in Sprachen bestehen, weil sie schön klingen, während andere verschwinden, weil wir sie weniger ansprechend finden“, spekuliert Matzinger.
Zusammenfassung:
- In der aktuellen Studie unter Leitung der Anglistin Theresa Matzinger von der Uni Wien testeten die Wissenschafter*innen künstliche Pseudo-Wörter ohne Bedeutung (z. B. clisious, smanious, drikious) auf ihre Klangschönheit.
- Die Untersuchung dieser Kunstwörter zeigte: In früheren Studien wurden Wörter auch aufgrund ihrer Bedeutung als schön klingend beurteilt.
- Außerdem fanden die Sprachforscher*innen heraus: Wenn Wörter als schön klingend empfunden werden, merken die Menschen sich diese auch besser.
- „Ob wir uns Dinge besser merken, weil wir sie schön finden oder sie schön finden, weil wir sie uns besser merken können, bleibt jedoch noch offen“, fasst Matzinger zusammen.
- Die Studie liefert neue Einblicke in die ästhetische Wahrnehmung und Lernbarkeit von Sprache. Diese Zusammenhänge könnten Auswirkungen auf das (Fremd-)Sprachenlernen, auf Marketingstrategien und sogar auf den Sprachwandel über Generationen hinweg haben.