Einige Wildtierarten passen sich erfolgreich an städtische Umgebungen an. Zu diesen Kulturfolgern zählen beispielsweise Säugetiere wie Eichhörnchen, Füchse, Marder, Igel und Dachse. Um potenzielle Konflikte dieser Arten mit Menschen oder deren Haustieren zu vermeiden, ist laut den Forscher:innen ein besseres Verständnis der Präsenz von Wildtieren in Städten erforderlich.

Citizen Science – sichtbar machen, was sonst unsichtbar bleibt

Für ihr Forschungsprojekt analysierte das Wissenschaftsteam Berichte über Europäische Igel (Erinaceus europaeus und E. roumanicus) und Dachse (Meles meles). Diese Daten wurden durch zwei langfristige Citizen-Science-Projekte (stadtwildtiere.at und roadkill.at) bereitgestellt, um Lebensraumpräferenzen und potenzielle ökologische Interaktionen zu bewerten. Wer mitforschen möchte, findet zu den Projekten über die Onlineplattform citizen-science.at, im Rahmen der Initiative „Österreich forscht“, Zugang.

Wien zählt rund zwei Millionen Einwohner:innen auf einer Fläche von 415 Quadratkilometern – rund 50 % davon sind Grünflächen in Form von Wäldern, Parks und privaten Gärten. Zwischen 2012 und 2023 wurden hier insgesamt 356 Igel- und 918 Dachs-Sichtungen gemeldet. Dazu Studien-Co-Autor Richard Zink vom KLIVV der Vetmeduni: „Diese Sichtungen von Bürgerinnen und Bürgern sind wichtig, weil herkömmliche Überwachungsmethoden im Stadtgebiet oft nicht ausreichen. Der Grund ist die große Zahl an Privatgrundstücken, die großteils nicht zugänglich sind.“

Dachse und Igel leben gerne in Siedlungslagen …

Sichtungen beider Arten korrelierten signifikant mit einer Mischung aus versiegelten bzw. bebauten Flächen und Grünflächen mit Wiesen und Sträuchern. Allerdings standen Sichtungen beider Arten in einem negativen Zusammenhang mit Ackerland. Dafür kann es laut Richard Zink mehrere Gründe geben: „Die weniger häufige Sichtung auf Ackerland ist höchstwahrscheinlich auf die Meidung von offenem Gelände oder die geringere Verfügbarkeit von Nahrung zurückzuführen. Die Ursache kann allerdings einfach auch darin liegen, dass die beiden nachtaktiven Arten auf dunklem Ackerland schwieriger zu erkennen sind und von dort seltener gemeldet werden.“

… und gehen sich sonst lieber aus dem Weg

Je steiler die Hanglage eines Lebensraums war, desto weniger Igel wurden gemeldet, während bei Dachsen in Gebieten mit einer Bebauungsdichte von über 15 % eine positive Korrelation zwischen Hanglage und Meldungen beobachtet wurde. Ein Miteinander der beiden Tierarten am selben Ort ist allerdings selten, wie Richard Zink betont: „Wir hatten kaum Igelmeldungen in Gebieten, in denen von Dachs-Sichtungen berichtet wurde.“ Laut Zink war die Bürgerwissenschaft von großem Nutzen: „Unsere Studie zeigt, dass Citizen-Science-Projekte eine gute Datenquelle sein können, um die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Wildtier besser zu verstehen. Die vorliegende Studie könnte deshalb als Modell für andere städtische Gebiete und Arten dienen.“

Der Artikel „Urban wildlife monitoring using citizen science suggests that European hedgehogs and badgers select different habitats“ von Daniel Issel, Gregor Laaha, Johannes Laimighofer, Johann G. Zaller, Richard Zink, Daniel Dörler und Florian Heigl wurde in „Web Ecology“ veröffentlicht.