Sie leben auf engem Raum zusammen, bilden Millionen große Gemeinschaften und sind soziale Wesen. Genau diese Eigenschaften fördern die Übertragung von Krankheiten. „Nicht nur bei uns Menschen, auch bei den Ameisen“, beschreibt Dalial Freitak, Assoziierte Professorin am Institut für Biologie, das hohe Risiko. „Doch die Insekten haben Strategien entwickelt, um mit dieser Bedrohung fertig zu werden.“ Eine ganz besondere Taktik wendet die grauschwarze Sklavenameise an – eine Art, die in heimischen Wäldern stark vertreten ist. Sie bekämpft eine Erkrankung, die durch einen Pilz ausgelöst wird, mit Hilfe der Ernährung. „Wird eine Infektion in der Kolonie festgestellt, ergänzen die Tiere ihr Futter mit Wasserstoffperoxid, das grundsätzlich giftig ist“, schildert die Zoologin.
Diese flüssige Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff kommt übrigens in unseren Haushalten unter anderem als Desinfektions- und Bleichmittel zum Einsatz. Die Ameisen holen sich das Wasserstoffperoxid zum Beispiel von Blattläusen sowie aus Pflanzen, die Blattläuse haben. Freitak: „Wir haben festgestellt, dass die Insekten die Substanz auch sehr gut dosieren können, je nach Ausmaß der Infektion.“
Die Arbeiterinnen, die für die Fütterung zuständig sind, geben die desinfizierend wirkende Nahrung nicht nur an die erkrankten, sondern an alle ArtgenossInnen weiter. Damit schaffen sie eine – von uns derzeit ja ersehnte – Herdenimmunität und schützen so den gesamten Ameisenstaat.

Dalial Freitak hat die Fähigkeit zur Selbstheilungn gemeinsam mit Jason Rissanen, Doktorand an der Universität Graz, sowie mit WissenschafterInnen der finnischen Universitäten Helsinki und Oulu nachgewiesen. Für die ForscherInnen ein weiterer Beleg dafür, dass chemische Verbindungen für die Artenvielfalt und ein gesundes Ökosystem entscheidend sind.

Die Forschungsarbeit wurde kürzlich online publiziert.

>> Warum das Zusammenleben mancher Insekten so erfolgreich ist, erklärt Dalial Freitak in der aktuellen UNIZEIT.