„Absolut unverständlich, eine große Enttäuschung und – gerade jetzt – höchst unsolidarisch.“ – So reagiert FH Burgenland-Geschäftsführer Georg Pehm auf die Kündigung des Fördervertrags zwischen Eisenstadt und der Fachhochschule durch ein Schreiben des Bürgermeisters, das letzte Woche zugestellt wurde. „Die FH hat mit ihrer Erfolgsgeschichte auch Eisenstadt stark nach vorne gebracht“, sagt Pehm: „Die Hochschule verzeichnet heute über 4.600 Studierende, beschäftigt über 800 Menschen und bringt über 67 Mio. Euro an Wertschöpfung ins Burgenland“, rechnet Pehm vor: „Über 40 Mio. Euro davon entfallen auf den Campus Eisenstadt.“ Dass die Stadt nun tatsächlich eine jährliche Förderung von rund 167.000 Euro, „die sich die FH mit der Kommunalsteuer von 176.000 Euro ohnehin selbst zahlt“, streichen möchte, werde von den Mitarbeitern und Studierenden der FH Burgenland als „ignorante Respektlosigkeit“ empfunden. Die FH müsse nun ihr Budget „neu und anders“ aufstellen. Millionen-Investitionen für Eisenstadt wackeln.

Pehm: „Kürzung ist unklug und ein fatales Signal“

Die Kritik an dem Förderungsstopp ist vielschichtig: „Die Kürzung ist wirtschaftlich höchst unklug, ein fatales Signal an die Studierenden und Lehrenden, und vor allem – mitten in der Corona-Krise – auch unsolidarisch“, sagt Pehm: „Wir hoffen dennoch, dass sich die Vernunft noch durchsetzt und der Gemeinderat diesen undurchdachten Schritt zurücknimmt.“

Man wolle in den nächsten Tagen die einzelnen Gemeinderats-Fraktionen umfassend und einmal mehr über die deutlichen Vorteile des „Miteinander von Stadt und Hochschule“ informieren. Es gelte aufzuzeigen, wie sehr Eisenstadt von und über die Hochschule profitiert. „Es wäre auch einzigartig in ganz Österreich und wohl in ganz Europa, dass eine Stadt ‚ihre‘ größte Hochschule völlig links liegen lässt und sich von einer gemeinsamen, nachhaltigen Entwicklung komplett verabschiedet“, wundert sich Geschäftsführer Pehm. „Anderswo ‚kämpfen‘ Städte und Länder darum, gute Bildungseinrichtungen an Land zu holen – in Eisenstadt werde die FH Burgenland vor den Kopf gestoßen.“ Damit sei ein beträchtlicher und nachhaltiger Imageschaden für die Landeshauptstadt zu befürchten. Eisenstadt werde diese unnötige Delle nur schwer ausbügeln können.

Ausstieg der Stadt geht Mitarbeitern und Studenten unter die Haut

Die FH Burgenland kämpfe wegen der Corona- und Wirtschaftskrise – wie andere Unternehmen auch – mit sinkenden Einnahmen und steigenden Ausgaben.

Dennoch sei es durch eine „Wahnsinns-Kraftanstrengung“ aller Kolleginnen und Kollegen sowie mit viel Unterstützung durch die Studierenden gelungen, dass kein einziger Mitarbeiter Corona bedingt gekündigt werden musste und alle Studierenden ohne nennenswerte Nachteile weiterstudieren konnten. „Umso schmerzlicher ist es, dass uns gerade in der schwierigsten Phase seit Gründung der Hochschule die Stadt nun im Stich lässt“, bedauert Pehm: „Das geht den Leuten bei uns schon sehr unter die Haut.“ Man habe durch diese Aktion viel Vertrauen aufs Spiel gesetzt. „Die Sonntagsreden, in denen auch künftig beteuert wird, wie wichtig denn Bildung sei, wird niemand mehr glauben.“

Studierende mit Studiengebühren zu belasten, verstärkt die Krise

Während derzeit von allen Regierungen alles darangesetzt werde, um die Einkommen zur Belebung des Konsums und zur Schaffung von Arbeitsplätzen zu stützen, will die Stadt die FH mit der Förderungskürzung quasi dafür bestrafen, weil „die Fachhochschule keinerlei Studiengebühren einhebt“. An der FH lehnt man das kategorisch ab: „Wer Studenten gerade jetzt zusätzliche Gebühren aufbrummen möchte, verstärkt die Krise und ignoriert die soziale Realität. Denn natürlich haben auch viele Studierende unverschuldet ihren Arbeitsplatz verloren oder durch Kurzarbeit heute weniger Einkommen.“

Man hoffe in der FH Burgenland noch auf einen Meinungsschwenk bis zur Gemeinderatssitzung am kommenden Montag. „Es müssten nicht nur Bildungsweitsichtige, sondern insbesondere Wirtschaftsvertreter sehen, welche negativen Auswirkungen mit einer Schwächung der Hochschule verbunden wären“, argumentiert Pehm: „Bildungsausgaben zu kürzen, ist überhaupt das Falscheste, weil dadurch künftig noch mehr Fachkräfte fehlen werden.“

Man habe bisher immer gut, konstruktiv und auf allen Ebenen mit der Stadt zusammengearbeitet und selbstverständlich alle vertraglichen Vereinbarungen eingehalten, betont die FH. Es sei daher sehr bedauerlich, dass diese erfolgreiche Basis nun einseitig schwer belastet werde.

FH wird Budget und Investitionspläne überarbeiten

Die FH Burgenland-Gruppe werde sich nun mit der drohenden Kürzung durch die Stadt Eisenstadt auseinandersetzen müssen. Dabei stehen zunächst die Ausgaben für das nächste Studienjahr am Prüfstand. Man werde einige Beschaffungen am Standort Eisenstadt zurückstellen müssen, was bedauerlicherweise auch für die lokale Wirtschaft Einbußen mit sich bringe.

Zudem müsse man nun die Investitionspläne überarbeiten, kündigt Pehm an. Da Eisenstadt auch Mittel für die Entwicklung von Studiengängen kürze, werde man künftig eher den Ausbau des Studien-programms in Pinkafeld vorantreiben. Drittens gelte es, nach den derzeitigen Investitionen von über 4,0 Mio Euro die Ausbaupläne in der Forschung neu aufzustellen: „Immerhin planen wir ab 2021  weitere Investitionen von mindestens 10,0 Mio. Euro in die Forschung. Man muss nun prüfen, wie viel davon in Eisenstadt ohne Unterstützung der Stadt noch realisiert werden kann“, gibt die FH zu bedenken. Anzudenken sei nicht zuletzt, ganze Ausbildungs- und Geschäftsbereiche, wie etwa in der beruflichen und akademischen Weiterbildung, an Standorte zu verlagern, „wo die FH Burgenland mit offenen Armen aufgenommen und auch unterstützt wird“.