Die Analyse der selbstberichteten Arbeitsaufteilung für erwachsene Paare (28 – 88 Jahre) wurde entlang von 17 Tätigkeiten vorgenommen, die typischerweise in Haushalt und Familie anfallen. Für die meisten Tätigkeiten geben die Befragten zwar an, dass sie von „beiden ungefähr zu gleichen Teilen“ erledigt werden. Trotzdem entfällt in heterosexuellen Partnerschaften insgesamt der größere Teil auf die Frau, auch, weil die Routinetätigkeiten meist ausschließlich in ihrer Hand liegen: In 72,5% der Partnerschaften übernimmt sie allein das Wäschebügeln, in 66,7% das Wäschewaschen und in 51,6% das Kochen. Eine gleichmäßige Aufteilung erfolgt am häufigsten bei der Urlaubsplanung (69,5%) (vgl. Grafik 1). Interessanterweise weisen diese Tätigkeiten rund um die Wäsche auch unter gleichgeschlechtlichen Paaren eine Ein-Personen-Spezialisierung auf. Die Stichprobe ist aber mit 16 Personen in schwuler oder lesbischer Partnerschaft deutlich unterrepräsentiert. Eine weitere Erhebung des ÖIF wird dazu in Kürze genauere Ergebnisse liefern.

Auch diese Studie bestätigt also das bekannte Bild, dass Frauen insgesamt den größeren Anteil aller anfallenden Arbeit übernehmen. Dabei ist die weibliche Mehrarbeit vor allem dann signifikant ausgeprägter, wenn Kinder im Haushalt leben, wenn es größere Einkommensunterschiede zwischen den Partner*innen gibt, wenn das Paar älter ist (ab 65 Jahre) oder im ländlichen Raum wohnt. In der Studie wurden auch Jugendliche (16–20 Jahre) befragt, wie sie sich ihre Zukunft in Bezug auf die Arbeitsaufteilung vorstellen. Junge Menschen erwarten demnach eine besonders egalitäre Arbeitsaufteilung (vgl. Grafik 2). Diese Generationenunterschiede deuten für die Zukunft einen Trend zu mehr Partnerschaftlichkeit an.

Wann macht eine ungerechte Aufteilung trotzdem glücklich?

Es gibt mehr Personen, die eine gerechte Aufteilung als wichtig erachten (91,5 %) als solche, die ihre Arbeitsaufteilung tatsächlich als gerecht bewerten (80,2 %). Trotzdem ist ein Großteil der Befragten (89,6 %) sehr oder eher zufrieden mit der von ihnen praktizierten Arbeitsteilung. Wie kann das erklärt werden? Die Wissenschafter*innen haben dabei drei relevante Faktoren identifiziert: eine ausgeglichene Arbeitsaufteilung im Haushalt, das Austauschverhältnis emotionaler Zuwendung und die Erfüllung des eigenen Gerechtigkeitsanspruchs.

Dass eine ausgeglichene Arbeitsaufteilung die Zufriedenheit positiv beeinflusst, liegt quasi auf der Hand. Doch scheint „halbe/halbe“ im Haushalt nicht allein ausschlaggebend. Auch die Frage, welche subjektive Wertigkeit von Arbeitsteilung es gibt und ob diese gleichzeitig erfüllt wird, hat einen wesentlichen Einfluss auf die Zufriedenheit. Denn selbst wenn die Arbeit im Haushalt ungleich verteilt ist, ist ein Großteil der Männer, aber auch der Frauen, mit der Aufteilung zufrieden, sofern sie nämlich keinen besonderen Wert auf eine gerechte Aufteilung legen. Will heißen: Wer keine Fairness erwartet, kann nicht enttäuscht werden. Und auch so genannte immaterielle Gefallensleistungen spielen eine Rolle. Das können z. B. „kleine Zärtlichkeiten im Alltag“ sein oder das aufeinander Eingehen, wenn der oder die Andere traurig ist. So zeigt sich, dass Personen, die mehr emotionale Zuwendung vom Partner bzw. von der Partnerin erhalten, eine größere Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung berichten. Das gilt für Frauen mehr als für Männer. Im Sinne der emotionssoziologischen Austauschtheorie ist das kein neues Ergebnis, es unterstreicht aber, wie komplex und auch fragil die Zufriedenheit dort ist, wo soziale Beziehungen in Liebe begründet sind.

Originalpublikation:

Geserick, Christine; Hornung, Helena; Hübel, Teresa; Kaindl, Markus; Wernhart, Georg (2023): Arbeitsteilung in Partnerschaften. ÖIF Forschungsbericht Nr. 50. Wien.
DOI: 10.25365/phaidra.457

Die Studie wurde aus Mitteln des Bundeskanzleramts (BKA), Sektion Familie und Jugend gefördert.

Mehr Inhalte aus dem übergreifenden Themenbereich Gesellschaft und Kommunikation finden Sie außerdem im Wissenschaftsmagazin Rudolphina der Universität Wien.