UNI.at: Herr Dr. Nemet, Ihre Agentur bietet an, gegen Bezahlung Seminararbeiten, Bachelorarbeiten und andere akademische Texte zu schreiben. Ist das überhaupt legal?

Thomas Nemet: Eine Bachelorarbeit per se könnte man bei ACAD WRITE nicht kaufen – sehr wohl jedoch eine wissenschaftliche Arbeit im Umfang von 60 Seiten zu einem spezifischen Thema. Das ist nichts Illegales. Jeder kann jeden damit beauftragen, eine wissenschaftliche Arbeit oder einen anderen Text zu schreiben. Wir haben uns eben darauf spezialisiert und liefern Resultate, die allen wissenschaftlichen Standards gerecht werden. Aber weil Sie Bachelorarbeit sagen: Bei einer Abschlussarbeit unterschreibt man meistens eine ehrenwörtliche Erklärung, in der steht, dass man das Werk selbst verfasst hat. Wer so etwas unterschreibt, aber in Wirklichkeit einen Ghostwriter beauftragt hat, verstößt zumindest gegen Uni-Richtlinien. Ob unsere Kundinnen und Kunden manchmal so etwas tun, kann ich nicht beeinflussen. Ich ermutige sie jedenfalls nicht dazu.

UNI.at: Gut, dann frage ich mal so: Ist es moralisch vertretbar, die Hausaufgabe von jemand anderem schreiben zu lassen?

Thomas Nemet: Wann es moralisch okay ist und wann nicht, kann man meiner Erfahrung nach nicht pauschalisieren. Wir haben sehr viele Kundinnen und Kunden, deren Motive ich persönlich sehr gut nachvollziehen kann. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn man sich aus gesundheitlichen Gründen an einen Ghostwriter wendet, oder weil ein auslaufender Studienplan oder andere bürokratische Schikane den zeitgerechten Abschluss bedrohen. Natürlich sind das nicht alle Kundinnen und Kunden. Aber ich urteile nicht über die Motive. Fakt ist, dass Ghostwriting längst im akademischen Alltag des 21. Jahrhunderts angekommen ist.

UNI.at: Ihre Agentur ACAD WRITE hat den Firmensitz in der Schweiz, ist aber im gesamten deutschsprachigen Raum aktiv. Wie verbreitet ist Ghostwriting an den österreichischen Unis?

Thomas Nemet: Den Firmensitz in der Schweiz haben wir so gewählt, weil wir dort unseren Kundinnen und Kunden den besten Datenschutz bieten können. Österreich ist eines unserer Kerngebiete. Ein paar unserer besten Autorinnen und Autoren haben in Graz und in Wien studiert. Ich würde auch sagen, dass wir überproportional viele Kundinnen und Kunden aus Österreich haben. Wegen den niedrigen Studiengebühren haben die Studierenden hier wahrscheinlich mehr Geld für Ghostwriting (lacht)

UNI.at: Wie funktioniert das jetzt, wenn ich von Ihnen eine akademische Arbeit kaufen möchte?

Thomas Nemet: Der erste Schritt ist meist, dass Sie ein Formular auf unserer Webseite ausfüllen oder mit unserem Kundenservice telefonieren und uns erzählen, worum genau es in der Arbeit gehen soll. Dann klären wir zuerst die Grundparameter ab: Fachbereich, Thema, Umfang, Zeitrahmen – alles, was nötig ist, um die Arbeit richtig und rechtzeitig umzusetzen. Danach erhalten Sie von uns ein Angebot für das Projekt. Wenn Sie zusagen, lernen Sie Ihren Ghostwriter meist noch am selben Tag in einer Telefonkonferenz kennen und von da an befinden Sie sich in ständigem Austausch mit ihm oder ihr. Falls sich zum Beispiel an den Vorgaben etwas ändern sollte, können Sie ihm oder ihr das über ein verschlüsseltes Nachrichtensystem schnell und unkompliziert mitteilen. Bei größeren Projekten gibt es meistens zwei bis fünf Lieferschritte, mit denen Sie sich einen Überblick über den Fortschritt der Arbeit verschaffen können. Am Ende wird das Ganze dann noch von unserem akademischen Lektoratsservice geprüft und durch den Plagiatsscanner geschickt. So stellen wir sicher, dass Sie eine in jeder Hinsicht hochwertige Arbeit erhalten.

UNI.at: Und was muss man bitte für so eine Arbeit vom Ghostwriter hinblättern?

Thomas Nemet: Welchen Preis wir für die Umsetzung von einem Projekt anbieten können, hängt von vielen ganz unterschiedlichen Faktoren ab – zum Beispiel, ob auch Elemente der empirischen Forschung oder vielleicht eine Datenauswertung gewünscht sind. Grundsätzlich ist zu bedenken, dass alle unsere Autorinnen und Autoren hochqualifizierte Fachkräfte auf ihrem Gebiet sind, zumindest mit einem Masterabschluss, häufig auch Doktorinnen und Doktoren. Denen müssen wir natürlich entsprechende Honorare zahlen. Seitenpreise von 100 Euro und aufwärts sind daher keine Seltenheit.

UNI.at: Vielen Dank für das Gespräch!