Beide Forscher werden laut Mitteilung der Fondation Louis-Jeantet in Genf für ihre grundlegenden Forschungsarbeiten in der Biologie ausgezeichnet, von denen man wiederum bedeutende Auswirkungen für die Medizin erwartet. Emmanuelle Charpentier (geb. 1968) leitet am deutschen Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig die Abteilung Regulation in der Infektionsbiologie. Rudolf Zechner (geb. 1954) ist Professor der Biochemie am Institut der molekularen Biowissenschaften an der Universität Graz.

Zechner erhält den renommierten Preis für seine Beiträge zum Verständnis der wichtigen Rolle des Lipidstoffwechsels bei der Entwicklung von Zivilisationskrankheiten, aber auch der hochgradigen Auszehrung von Krebspatienten. Ursache von Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten können Feststoffwechselstörungen sein: Ist z. B. die Funktion des Enzyms Adipose Triglyceride Lipase (ATGL) fehlerhaft, kommt es zu massiven Einlagerungen von Fett in allen Körperzellen. Zechner und sein Team haben das ATGL, das hauptverantwortlich für den ersten Schritt im Abbau von gespeicherten Fetten ist, entdeckt, ebenso wie ein Protein für die ATGL-Hemmung.

Weiters konnten die Grazer Forscher zeigen, dass zu hohe Konzentrationen zirkulierender Fettsäuren aufgrund erhöhter ATGL-Aktivität auch eine hochgradige Auszehrung (Kachexie) des Körpers hervorrufen. Der Einsatz eines ATGL-Hemmstoffes, könnte die Kachexie verhindern, von der viele Krebspatienten betroffen sind, hofft man. Zuletzt wurde ein Zusammenhang zwischen Fettabbau im Herz und der Herzfunktion aufgezeigt und außerdem ein Mechanismus entdeckt, der für einen ausgeglichenen Energiestoffwechsel im Organ mitverantwortlich ist.

Ziel der Forscher ist es, mit der medikamentösen Hemmung oder Aktivierung von ATGL den Fettabbau effektiv zu regulieren zu können. Das Preisgeld will Zechner dazu verwenden, die Rolle bereits bekannter sowie neuer Enzyme des Lipidstoffwechsels aufzuklären. Der gebürtige Grazer hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten: u.a. den Wittgenstein-Preis, sowie einen Advanced Grant des europäischen Forschungsrates.

Emmanuelle Charpentier, Leiterin des Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, hat eine “molekulare Schere” entwickelt, mit der man zielsicher Gene im Erbgut anschalten oder verändern kann. Vorbild waren Bakterien, die sich gegen Angriffe durch Viren verteidigen, indem sie bestimmte DNA-Sequenzen des Eindringlings erkennen und zerkleinern. Die von Charpentier und Kollegen entwickelte Methode, die auf dem sogenannten CRISPR/Cas9-Mechanismus basiert, ermöglicht gezielte Schnitte an jeder gewünschten DNA-Sequenz, um genetische Information in eine bakterielle DNA einzuführen. Vision ist es, die Methode zu nutzen, um fehlerhafte, krankheitsauslösende Gene im menschlichen Körper zu reparieren. Mit dem Preisgeld will Charpentier die Mechanismen, die den pathogenen Charakter von Streptokokken steuern, weiter erforschen.

Mit dem Louis-Jeantet-Preis für Medizin werden jedes Jahr europäische Spitzenforscher, welche die Medizin vorantreiben, ausgezeichnet. Seit 1986 wurden 82 Forschende geehrt. 25 arbeiten in Großbritannien, 14 in Deutschland und der Schweiz sowie zwei in Österreich.

Profil bei UNI Graz: Rudolf Zechner