„Wenn klimawandelbedingt auf ein trockenes Frühjahr ein heißer Sommer folgt, steigt die Gefahr für Waldbrände“, sagt Dagmar Henner vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz. In ihrer jüngsten Publikation hat sie untersucht, wie sich das Risiko und Auftreten solcher Ereignisse seit den 1990er-Jahren in Österreich, Slowenien und der Slowakei verändert haben. „Die Daten des Europäischen Waldfeuerinformationssystems EFFIS belegen eine Zunahme der Häufigkeit und Schwere der Brände. Von 1993 bis 2023 wurden in Österreich insgesamt über 4600 Waldbrände registriert. Das gefährlichste Jahr war laut EFFIS-Daten 2022 mit fünf solcher Ereignisse und einer verbrannten Fläche von rund 1000 Hektar. 2025 haben wir mit zwei Bränden bereits eine betroffene Fläche von rund 430 Hektar erreicht“, berichtet die Hauptautorin der Studie. Starkregen, der im Zuge des Klimawandels immer öfter auftritt, könne die Gefahr nicht wirksam verringern. „Ist der Waldboden sehr trocken, sickert das viele Wasser nicht tief genug ein“, erklärt die Forscherin.
In Österreich sind häufig Schutzwälder an steilen Hängen von Bränden betroffen. „Das erschwert die Bekämpfung der Feuer, so dass sie sich oft großflächig ausbreiten“, weiß Henner. Die zurückbleibenden abgebrannten Flächen erhöhen wiederum die Gefahr von Hangrutschungen und können Geröll- und Schneelawinen nicht mehr aufhalten. „Diese Studie unterstreicht, wie notwendig Klimaschutz und Anpassungen sind, um die Wälder in Österreich zu schützen“, ergänzt Forschungsgruppenleiter Gottfried Kirchengast, Mitautor der Publikation. „Auch andere Risikoanalysen im Rahmen unserer Arbeit am Wegener Center der Uni Graz belegen, dass von Extremwetterereignissen, die durch den Klimawandel verstärkt auftreten, zunehmend große Gefahren ausgehen“, so Kirchengast.
Schäden auch abhängig von Klimazone
In an Trockenheit gewöhnten Regionen der Erde ist die Vegetation an regelmäßige Brände angepasst. Im Alpenraum hingegen kann sie sich nicht so rasch erholen. Außerdem sei der Wald durch den Klimawandel bereits gestresst und somit auch anfälliger für Schädlinge, die wiederum von den höheren Temperaturen profitieren. „Dem Borkenkäfer, der etwa die Fichte befällt, spielen die immer wärmeren Winter richtig in die Karten. Die Populationen fliegen früher aus, und es gibt immer öfter zwei bis drei Generationen pro Jahr. Gleichzeitig sterben geschwächte Bäume durch den Käferbefall leichter ab“, erklärt die Forscherin. Zudem begünstige ihr trockener Zustand die Entzündung und Ausbreitung von Bränden.
Der Vergleich mit Slowenien im Rahmen der Studie hat gezeigt, dass die mediterrane Vegetation besser mit den veränderten klimatischen Bedingungen zurechtkommt, was das Schadensrisiko senkt. In Österreich wird bei der Wiederaufforstung bereits vielfach darauf geachtet, Baumarten zu setzen, die besser mit den veränderten klimatischen Bedingungen zurechtkommen. Bis die Schutzwaldfunktion wieder hergestellt ist, dauert es allerdings lange. „Zum einen sterben junge Bäume durch die Trockenheit leichter ab. Zum anderen wachsen die neu gepflanzten Arten häufig langsamer als die bisher übliche Fichte“, so Henner.
Die meisten Waldbrände werden von Menschen entzündet, sei es durch den achtlosen Umgang mit offenem Feuer, weggeworfene Zigaretten, Autoabgase oder auch Brandstiftung. Danach folgen Blitzschläge und Stürme, die Stromleitungen beschädigen. Das zeigt, dass es offenbar noch Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung für die Bedeutung und den Schutz des Waldes braucht.
Publikation
Forest fire risk under climate change in Austria and comparable European regions
Dagmar N. Henner and Gottfried Kirchengast
https://doi.org/10.1016/j.tfp.2025.100889
Die Forschungen wurden aus Fördergeldern des Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF mitfinanziert und im Rahmen des Profilbereichs „Climate Change Graz“ der Universität Graz durchgeführt.